BimoLi

Mein persönlicher Erfahrungsbericht

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Die Österreichische Gebärdensprache ( ÖGS ) ist meine erste Muttersprache: Seit meiner frühen Kindheit benutze ich als Gebärdensprachlerin diese Sprache um mich zu verständigen und mit meinem Umfeld zu kommunizieren. Wie zum Beispiel als ich im Internat für gehörlose Kinder in Mils (Tirol) zusammen mit anderen gehörlosen Kindern gelebt habe. Ich bin dort sozusagen aufgewachsen, wir haben dort ganz selbstverständlich, alltäglich und locker in der ÖGS kommuniziert und es ist für mich bis heute so geblieben. Für mich ist das eine Selbstverständlichkeit. 

 

 

Die Lautsprache und das laut Lesen ohne Gebärden hat mir früher sehr viel Mühe gemacht, ich habe es mit viel Anstrengung meistens alleine versucht. Wenn ich als junges Mädchen Fragen hatte, habe ich es meist gar nicht erst versucht. Ich habe meist schon aufgegeben, bevor ich es versucht hatte Fragen zu stellen, weil die hörenden Erwachsenen in meinem Umfeld keine ausreichende Gebärdensprach-Kompetenz hatten. Es hat mir an Erklärungen,
Diskussionen, Belehrungen und Erzählungen gefehlt. Niemand konnte mir eine Geschichte erzählen oder vorlesen.

 

Die Lautsprache beim Schreiben: In der Gehörlosenschule habe ich mit viel Mühe und Aufmerksamkeit die Buchstaben, Wörter und auch Sätze auswendig gelernt und geschrieben.

 
Die deutsche Grammatik hatte ich nie wirklich ganz begriffen und auch viele Inhalte nicht ganz verstanden. Ich war vielfach auf mich selbst gestellt. Als ich klein war dachte ich immer: es ist wichtig, dass ich gut lesen und richtig schreiben lerne. Im Kindergarten und auch später noch in der Gehörlosenschule habe ich das Artikulieren und Lippen abschauen mit viel Übung sehr mühsam gelernt. Damals gab es in dieser Hinsicht auch leider nicht viel Logopäden bzw kaum Förderung.

 

Dennoch bin ich gerne zur Schule gegangen und hatte Lust Neues zu lernen, das war auch abhängig von den Lehrern, je nachdem wie verständlich die Inhalte vermittelt wurden. Ich erachte die Bildung, die ich in der Gehörlosenschule in Mils erfahren durfte für sehr wichtig und bin dankbar dafür. Gebärdensprache und Lautsprache sind gleichermaßen wichtig für mich. Bilingual zu sein ist eine große Chance sich weiterzubilden. Die Kombination Gebärden- und Lautsprache ermöglichen ein verständlicheres und leichteres Lernen, es fällt auch leichter sich gegenseitig zu verstehen und das Gelesenen zu begreifen. Ich hatte z.B. lange Zeit nicht begriffen was das Wort “während” wirklich bedeutet. So sind mir manche Inhalte und Zusammenhänge beim Lesen verborgen geblieben.

 

 

Viele grammatikalische und sonstige Unklarheiten konnten erst später während meiner Weiterbildungen in Innsbruck durch gebärdensprach-kompetente Referenten ausgeräumt und verständlich gemacht werden. Das war für mich ein wirklich großer Fortschritt.